Rückblicke 2013, 2012
Nacht der klassischen Gitarre
in Regensburg
5. Nacht der klassischen Gitarre im Don Bosco Zentrum Regensburg

Zum fünften Mal fand am Samstag den 19. Oktober 2013  die Nacht der klassischen Gitarre statt. Der Träger des Konzertes war dieses Jahr zum zweiten Mal das Don Bosco Zentrum Regensburg. Diese besondere Verbindung von hochwertiger klassischer Musik und einer pastoralen sozialen Jugendhilfeeinrichtung, beeinflusste den speziellen Charme der Veranstaltung positiv. Der Erlös des Konzerts ging zudem nicht ausschließlich an die Künstler, sondern zu einem Teil an ein Projekt des Don Bosco Zentrums. So fanden Unterstützer der Jugendhilfe einen Zugang zur Gitarrenmusik und umgekehrt die Wertschätzer der klassischen Musik einen Draht zur sozialen Einrichtung, die zuvor eventuell befremdlich gewesen wäre. Diese Mischung spiegelte sich ganz eindeutig an den Konzertbesuchern wieder. Die einen genossen das Erste von 3 Konzerten mit geschlossenen Augen und nahmen jeden Ton in sich auf. Andere Gäste wiederum lernten allmählich die Vorzüge der Verbindung von Gitarre, gespielt von Jürgen Faderl, und seinem Partner Georg Michelberger mit der Querflöte kennen. Langsam führten sie das Publikum an die selten alleine gehörte Gitarrenmusik heran. Ihre Duette wurden sehr lebendig und harmonisch für die Zuhörer gestaltet. Doch auch die Soli der beiden Künstler waren erfrischend. In der darauffolgenden Pause durften die Jugendlichen ihr Können unter Beweis stellen, indem sie sich um das leibliche Wohl der Besucher kümmerten. Den ganzen Tag hatten sie in der Küche an einem abwechslungsreichen Buffet für ein perfektes Catering gearbeitet. Sie trumpften mit ausgefallenen Häppchen wie Kürbiskernaufstrichen und anderen Leckereien. Die jungen Menschen waren sichtlich stolz auf ihr Ergebnis, vor allem nachdem ein großer Andrang entstand und positive Resonanz von den Gästen zurückkam. Das zweite Konzert wurde von Rainer Stegmann mit der Gitarre und Tomasz Skweres am Cello inszeniert. Zunächst spielte Reiner Stegmann in der Uraufführung das Stück „Short Story“ von Tomasz Skweres. Im Anschluss folgte eine weitere Erstaufführung im Duett. Dieses erforderte ein perfektes Zusammenspiel der beiden Künstler,  da das Stück sehr ausgefallen, speziell und anspruchsvoll war. Das Publikum wurde immer wieder von neuartigen Klängen überrascht, indem Rainer Stegmann z.B. mit dem Bogen auf der Gitarre spielte. Die darauffolgende zweite Pause war wieder geprägt von lebendigen Gesprächen. Eine angenehme Stimmung erfüllte die Räume. Der Ehrengast Oberbürgermeister Hans Schaidinger mischte sich unter die Besucher und konnte sich mit den Künstlern über ihre musikalischen Fähigkeiten austauschen. Im dritten und letzten Konzert des Abends beeindruckte Winfried Stegmann mit der Gitarre. Er präsentierte sehr harmonische und klassische Stücke. Indem er mit seiner angenehmen Stimme die Vorgeschichte der Komponisten und der Stücke erzählte brachte er den Gästen die Musik noch ein Stück näher. Zum Abschluss dieses gelungenen Abends gaben alle Künstler eine gemeinsame Zugabe. Der rhythmische „Baby Elephant Walk“ von Henry Mancini begeisterte alle Zuhörer und war gerade für die weniger musikalischen Gäste besonders ansprechend, da dieses Stück mehr dem allgemeinen Trend entspricht. Das Versprechen der Künstler, einen spannenden und abwechslungsreichen Abend zu gestalten, wurde somit eingehalten. Es war für jeden etwas dabei, für den einen mal mehr für den anderen mal weniger.

Laura Panzer & Sebastian Gödecke








Eine Besucherin der 4. Nacht der klassischen Gitarre hat ihre Eindrücke in einem Text
festgehalten, den wir hier mit ihrer ausdrücklichen Erlaubnis veröffentlichen.



Don Bosco und die Musik


P. ist beschäftigt. Er sitzt an der Kasse, gibt die Eintrittskarten und Programme aus. Der Andrang ist groß, und P ist konzentriert dabei. Seit Freitag Abend hilft er, einen profanen Aufenthaltsraum in ein Foyer zu verwandeln, hängt hässliche Getränkeautomaten mit Leintüchern zu, dekoriert die Stehtische, bringt Wegweiser an, baut die Getränketheke mit auf. Er ist aber nicht allein mit der Arbeit, vier weitere Jugendliche beteiligen sich an diesem besonderen Projekt. Am Samstag stehen drei von ihnen in der Küche und bereiten unter der Leitung von Daniela Zintl das Catering vor. Schnittchen werden bestrichen und dekoriert, Käsecraker gebacken, alles muss appetitlich angerichtet werden. Alle sind mit großem Eifer bei der Sache, denn  
ihre Arbeit ist wichtig.
Am Samstag Abend findet im Don Bosco Zentrum die 4. Nacht der klassischen Gitarre statt, und die Arbeit der Jugendlichen trägt nicht unwesentlich zu deren Gelingen bei. Sie übernehmen die viele Kleinarbeit, die um ein Konzert herum den Abend angenehm macht.
Auf der Suche nach anderen Räumlichkeiten für die Gitarrennacht sind die Veranstalter mit dem Don Bosco Zentrum ins Gespräch gekommen, und bald war die Idee geboren, die wunderbaren räumlichen Gegebenheiten zu nutzen und gleichzeitig die Jugendlichen mit einzubinden. Es soll versucht werden, künstlerische Ambitionen und soziales Engagement zusammen zu bringen.

So beginnt also am 17.11.2012 um 19 Uhr die Nacht der Gitarre mit einem Trio von Francois de Fossa, ein selten gehörtes, liebliches Stück der Frühromantik, der perfekte Einstieg in einen Konzertabend. ´Significatio` von
Renè Eespere fordert rhythmische Präzision und zieht das Publikum in seinen Bann. Der Tango von Astor Piazzolla ´Fuga y misterio` schließlich leitet in die erste Pause über. Klara Süli, Violine, Stefan Shen, Cello und Jürgen Faderl, Gitarre, beeindrucken.
Die Pause wird genutzt für Gespräche, für Essen und Trinken - der Verkauf wird von einer Jugendlichen mit Unterstützung von Betreuern übernommen.

Im zweiten Konzert nimmt Rainer Stegmann das Publikum mit auf eine Reise durch unser Sonnensystem. Der Zyklus ´Les Planètes` von Jürg Kindle, erst vor  2 Jahren uraufgeführt, ist voll von Effekten: Percussion, Flageoletts, Verfremdung durch ein Streichholz zwischen den Saiten, Skordatur. Die Zuhörer hören und sehen und staunen.

Nach einer weiteren Pause folgt der traditionellste Teil des Abends. Der junge österreichische Gitarrist Christian Haimel, mehrfacher Wettbewerbsgewinner, versierter Solist und begeisterter Kammermusiker erfreut und erwärmt mit der Rossiniana No. 1 von Mauro Giuliani, mit Isaac Albeniz` bekanntem ´Asturias`, ´Granada` und ´Torre bermeja` und beschließt den Abend mit dem träumerischen  ´Un Sueno en la Floresta` von Barrios-Mangore. Virtuos, klangschön, gesanglich, perfekt ausphrasiert nimmt Haimel die Zuhörer für sich ein.
Leider ist eine Kirche, auch wenn sie noch so sehr geheizt wird, einfach irgendwann kalt, dennoch genießen die Anwesenden noch die schon traditionelle gemeinsame Zugabe der Mitwirkenden. Aus der angekündigten Volksweise von den Färöer Inseln wird am Ende doch das Thema zu James Bond, Zuhörer wie Mitwirkende haben Spaß.

Nach dem Konzertgenuß gibt es die Möglichkeit zu Gesprächen, auf ein Gläschen und die Reste vom Catering. Es ist ein schöner Abschluß eines gelungenen Abends.

Und P. und die anderen Jugendlichen? Sie haben eine tolle Arbeit geleistet, sie sind zurecht stolz darauf. Besonders wichtig, erzählt Thomas Zintl, ist ihnen, daß sie für ein richtiges Konzert arbeiten konnten, nicht für eine Alibiveranstaltung. Sie fühlen sich anerkannt und gebraucht. Die Idee geht also auf. Und P. strahlt.
B.L.